Die Integrität eines Verfassungsrichters

(aus dem Rotary Club)

 

am Beispiel Dr. Klaus Brock

 

Ein Landesverfassungsrichter hat das höchste richterliche Amt in einem Lande inne. Ihm muss die Öffentlichkeit vertrauen können. Doch was ist, wenn er offenbar in zweifelhafte Machenschaften verwickelt ist.


Im vergangenen Herbst – Wahlparty in Kiel. Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen jubelt – es reicht hauchdünn für schwarz-gelb. Durch die Überhangmandate bekommt er eine Mehrheit, obwohl seine Regierung eigentlich weniger Stimmen hat als die Opposition. Doch ob das so richtig ist, darüber soll jetzt das Landesverfassungsgericht entscheiden. Die Richter bestimmen also, wer künftig in Kiel das Sagen hat. Die Grünen, zu denen auch Konstantin von Notz gehört, haben gegen die Regierung ohne Stimmenmehrheit des Wahlvolkes geklagt. Sie vertrauen nun auf die höchsten Richter.

 


O-Ton: Konstantin von Notz, Bundestagsabgeordneter (B’90/Grüne)

 

"Die Entscheidung, die jetzt ansteht für das Landesverfassungsgericht, ist von großer Bedeutung für das Land Schleswig-Holstein. Und dementsprechend hoch muss natürlich auch unser Anspruch an die Integrität des Gerichts und der einzelnen Richter sein."

Doch genau daran kommen nun erhebliche Zweifel auf: FAKT liegen Unterlagen vor, wonach einer der sieben Verfassungsrichter offenbar in zweifelhafte Machenschaften verwickelt ist. Dr. Klaus Brock – Seniorpartner der Kanzlei Brock Müller Ziegenbein. Die Vorfälle liegen schon einige Jahre zurück und haben ihren Anfang in der Flensburger Dependance der Sozietät. Hier arbeitete jahrelang ein inzwischen verstorbener Notar, der äußerst dubiose Geschäfte machte, hunderttausende Euro auf sein Privatkonto verschob. Denn der Mann lebte auf viel zu großem Fuß, war Alkoholiker und spielsüchtig.


Doch als die Veruntreuung intern auffliegt, zeigen ihn die Seniorpartner nicht an, sondern setzen ihn nur vor die Tür. Mit einem seltsamen Trennungsvertrag… Das vereinnahmte Geld soll der Notar an die Kanzlei zurückzahlen, dafür wollen ihm die Chefs beim Neubeginn helfen. Wörtlich: "... bei der Einrichtung seines neuen Büros organisatorisch unterstützen."


Wir fahren nach Berlin – wollen die Abmachung einem renommierten Notar in der Hauptstadt vorlegen. Ralf Freiberg ist von dem Vertrag mehr als überrascht. Notare müssen absolut vertrauenswürdig sein. Schwarze Schafe zu decken, verstößt für ihn gegen das Standesethos.

 


O-Ton: Ralf Freiberg, Notar

 

"Ein außerordentlich ungewöhnlicher Vorgang, der mir so aus dem deutschen Notariat noch nie bekannt geworden ist. Ich sage mal 99,9 Prozent der deutschen Notare verhalten sich so nicht."

Unter dem Vertrag steht auch die Unterschrift von Dr. Klaus Brock. Der Topjurist hilft also einem untreuen und spielsüchtigen Notar. Für Ralf Freiberg ist das fahrlässig.


O-Ton: Ralf Freiberg, Notar

"Er nimmt billigend in Kauf, dass die Straftaten weitergehen."

Wir fahren weiter nach Speyer, treffen dort Professor Hans-Herbert von Arnim. Der Verfassungsrechtler war selbst Richter an einem Landesverfassungsgericht. Für ihn müssen die obersten Richter der Republik über jeglichen Zweifel erhaben sein.

 


O-Ton: Hans-Herbert von Arnim, ehem. Landesverfassungsrichter

 

"Ein Landesverfassungsrichter hat das höchste richterliche Amt in einem Land inne, das es gibt. Deswegen sind an ihn ganz besondere Anforderungen an Integrität zu stellen. Er muss des Vertrauens der Öffentlichkeit würdig sein. Er darf vor allem nicht selbst gegen Gesetze verstoßen."

http://www.mdr.de/fakt/7243009.html  

Manuskript des Beitrages von M. Frenzel