Typisch lübsch (146)

 

Arrogantes Lübeck?

 

Vorab fünf von zwölf Einschätzungen benachbarter Lokal- bzw. Kommunalpolitiker zu dieser Frage:

 

Georg Gorrissen, Landrat von Segeberg: "Eine gewisse Ab­gehobenheit ist schon erkenn­bar. Doch die Lübecker soll­ten erkennen, dass sie nicht der Nabel der Welt sind."



Reinhard Mendel, SPD-­Kreistags-­Fraktionsvorsitzender in Stormarn: "Hanseatisch heißt für mich verlässlich, ehrlich, kooperativ. Das ist Lübeck überhaupt nicht."

 

 


Klaus Plöger, Landrat von Stormarn: "Saxe verhält sich unmöglich, sollte erst einmal Stil und Etikette lernen. Wenn er etwas von uns will, soll er zuerst mit uns sprechen."



Hans‑Georg Weißkichel, Bürgermeister von Groß Grönau: "Saxe redet mit mir nur, wenn ich seiner Meinung bin. Lübeck verhandelt nicht auf Augenhöhe, Bouteiller war sensibler."



Volker Niederhausen, Bürgermeister von Groß Sarau: "Herr Saxe ist inkompetent, diese Stadt hat ihre Hausaufgaben nie gemacht, immer über ihre Verhältnisse gelebt".



Dilettanten, schlechter Umgangsstil:

Vertreter von Umlandgemeinden

sagen, was sie an Lübeck stört.

Andere geben sich versöhnlicher und

sind für eine Zusammenarbeit.



 

 

Großregion Lübeck - schönen Dank auch. So ließe sich die Haltung Volker Niederhausens, Bürgermeister von Groß Sarau, zum Vorschlag einer Verwaltungsreform zusammenfassen. Lübeck als Verwaltungszentrum kann er sich nicht vorstellen. "Die Tatsache, dass die lübschen Politiker resigniert haben und sagen, sie könnten nicht mehr sparen, das Land solle der Stadt helfen, zeigt, dass da lauter Dilettanten sitzen." Ebenfalls kein Freund der Hansestadt ist Groß Grönaus Bürgermeister. Hans‑Georg Weißkichel. Er fühlt sich von seinem Lübecker Amtskollegen Bernd Saxe weiterhin schlecht behandelt. "Lübeck kauft von unseren Bauern Ausgleichsflächen, aber fragt uns nicht", lautet Weißkichels Vorwurf. Unter Saxes Vorgänger Michael Bouteiller sei das Verhältnis besser gewesen.

 

Auffällig ist, wie häufig das Verhalten Lübecker Politiker als arrogant empfunden wird. "Statt sich mit den Landräten zusammenzusetzen, schreibt Saxe einen Brief an Innenminister Ralf Stegner und wendet sich dann an die Presse", wettert Stormarns Landrat Klaus Plöger. Er habe nichts dagegen, mit Lübeck in Sachfragen zusammenzuarbeiten, aber er wolle ordentlich behandelt werden. Es könne zudem nicht sein, dass eine Stadt mit katastrophalen Haushalts- und Arbeitsmarktzahlen den anderen Kreisen Bedingungen stelle. "Stormarn ist wirtschaftlich spitze aufgestellt. Und deshalb will ich mir nicht vom Schlusslicht erzählen lassen, wo's langgeht", so Plöger.



Übergangen fühlt sich auch Reinhard Mendel, SPD‑Kreis­tags‑Fraktionsvorsitzender in Stormarn. "Wer nur über uns redet statt mit uns, kann nicht erwarten, dass wir ihn mit offe­nen Armen aufnehmen. Und wer meint, über uns bestim­men zu können, disqualifiziert sich als Partner", sagt er. "Im Umgangsstil können die Lübecker von Ole von Beust lernen, der uns gleichberechtigt behandelt", sagt Georg Gorrissen, Landrat von Segeberg. (...)

 

Quelle: Lübecker Nachrichten vom 25.1.2006 ("Arrogantes Lübeck? "Wer über uns bestimmt, disqualifiziert sich" - Auszug)