Rotarier Leisler Kiep

 

Walther Leisler Kiep, 84, ehemaliger CDU-Schatzmeister und zentrale Figur im Parteispendenskandal, soll vorm Gorleben-Untersuchungsausschuss erschei­nen. Er ist als Zeuge vorgesehen, um die Rolle der Energiekonzerne bei der Aus­wahl Gorlebens als mögliches Atommüll­endlager aufzuklären. Mitte Juni hatte in dem Gremium ein Historiker Äußerungen Kieps vor dem niedersächsischen Land­tag zitiert. Danach hatte sich Kiep 1976, seinerzeit niedersächsischer Wirtschafts- ­und Finanzminister, mit einem Vor­standsmitglied von RWE und wei­teren Industrievertretern getrof­fen, bevor er mit den drei Bundesminis­tern Hans Friderichs, Hans Matthöfer und Werner Maihofer eine Ent­scheidung fällte. Aus den Aufzeich­nungen geht auch her­vor, dass Kiep in der Runde mit den Mana­gern von sich aus Gorle­ben als möglichen Stand­ort ins Gespräch gebracht hat. „Kiep war die Schnitt­stelle zwischen Politik und Atomwirtschaft“, vermutet Sylvia Kotting-Uhl, atompoli­tische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, „der Druck der AKW-Betreiber hat zum Tempo der Gorleben-Auswahl beigetragen.“

 

DER SPIEGEL 27 / 2010 / 140

 

Anmerkung: Walther Leisler Kiep war/ist Mitglied im Rotary Club Frankfurt Friedensbrücke. Welche Rolle Rotarier bei dem Energiekonzern RWE spielen, kann man exemplarisch bei „Die Macht II Geheimgesellschaften“ von Jonathan May (Peiting 1998) nachlesen. Es hat den Anschein, daß das „Atommüllendlager Gorleben“ und die „Giftmülldeponie Schönberg“ nach dem gleichen Strickmuster abgelaufen sind. Die erstaunliche Rolle der Serviceclub-Mitglieder im letzteren Fall kann in dem Beitrag Engholm & Konsorten nachgelesen werden.