Namenlose Geldmächte

 

Der, der die Arbeit eines Historikers und nicht eines Polemikers leisten wollte, müßte sich über die Parteien und Nationen erheben und auf diesem Wege die verantwortlichen Urheber des Krieges suchen. Eine harte Arbeit, denn undurchsichtige Schleier verbergen diese Herrscher, die nur Gold und Schatten suchen ‑ aber sie ist nicht unmöglich.

 

Dieser Mann hätte das Verdienst, nützliche Arbeit für den Frieden zu leisten, denn er hätte die Gefahr gezeigt, dem der Frieden durch die unmittelbarste und wirksamste Drohung ausgesetzt ist, und er hätte die Diskussionen und Streitigkeiten über eine besonders erregende Frage beigelegt.

 

Im Laufe der letzten Jahre konnten geübte Blicke bei allen großen Ereignissen den Einfluß der geheimen und namenlosen Geldmächte spüren, die hinter den Kulissen der Ersten Haager Konferenz mit dem Worte 'Unterausschuß der Abwesenden' bezeichnet wurden. Es waren die gleichen, die dem zusammenbrechenden Wilson Befehle für den Vertrag von Versailles erteilten, die gleichen, die das uneinnehmbare Bollwerk errichtet haben, an dem sich sogar Clemenceaus Energie gebrochen hat, die gleichen, die ihn schließlich dahin brachten, dem Marschall Foch gegenüber einzugestehen: 'Als Oberbefehlshaber der alliierten Armeen können Sie Befehle erteilen und deren Befolgung durchsetzen, ich kann es nicht.' Man sieht nur die, die im Felde sind, und übersieht die Drahtzieher. Der Krieg für Recht und Freiheit ist eine hübsche Fabel wie jede Fabel über den Krieg.

 

Quelle: Pierre Desgranges (Joseph Crozier) in "In geheimer Mission beim Feinde", Leipzig/Zürich 1930, S. 126 ff, über die Schuldfrage des Ersten Weltkrieges. Crozier war französischer Generalstabsoffizier in der Sektion 'Geheimer Nachrichtendienst und Gegenspionage'.