Rotary Sumpf
Immer weitere Kreise zieht der
Aubis‑Immobilien‑Skandal, über den im
vergangenen Jahr die Große Koalition in der Hauptstadt geplatzt war. Nach
Erkenntnissen der "Sonderermittlungsgruppe Bankgesellschaft" der
Berliner Staatsanwaltschaft erhielten der derzeitige Parlamentarische
Geschäftsführer der Unions‑Bundestagsfraktion, Hans‑Peter Repnik,
und der heutige Innenminister Brandenburgs, Jörg Schönbohm, vom Aubis‑Mitgründer Christian Neuling Wahlkampfspenden ‑
Repnik im Bundestagswahlkampf 1998, Schönbohm für die Landtagswahl 1999. Beiden
Politikern überwies der Aubis‑Boss und einstige
CDU‑Politiker Neuling jeweils 10.000 Mark von Geschäftskonten zweier
Firmen des Aubis‑Geflechts bei der Deutschen
Bank auf CDU‑Konten. Nach einer Anzeige der Bank wegen des Verdachts der
Geldwäsche hatten die Ermittler die Firmenkonten gesichtet und waren auf die
prominenten Zahlungsempfänger gestoßen. Zu den Aubis‑Profiteuren
aus der Union gehören der frühere Berliner CDU‑Fraktionschef und Bankvorstand
Klaus Landowsky, der 40.000 Mark für die CDU erhielt, sowie die ehemaligen
Bundesminister Christian Schwarz-Schilling und Jochen Borchert, die bei der
Firma gut dotierte Posten im Beirat und Aufsichtsrat innehatten. Allein
Schwarz-Schilling erhielt 230.000 Mark; Repnik war Beirat in gleich drei Neuling‑Firmen.
Noch immer verfügt Neuling,
gegen den die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Betrugs erhoben hat und der 12,5
Millionen Mark ins Ausland transferiert haben soll, offensichtlich über Druckpotenzial
gegenüber CDU‑Politikern. Laut Staatsanwaltschaft bedrohte er den
brandenburgischen CDU-Landtagsabgeordneten Dieter Dombrowski,
als dessen Frau, eine frühere Aubis‑Geschäftspartnerin,
bei der Kriminalpolizei aussagen sollte: Dombrowski
solle an seine politische Karriere denken, habe Neuling gewarnt. Eine
Stellungnahme zu den Vorgängen war von Neuling am Freitag vergangener Woche
nicht zu erhalten.
Quelle: DER SPIEGEL 17 / 2002 / 19 ("Prominente
Zahlungsempfänger")
Anmerkung: Nach hier vorliegenden Informationen sind Jörg Schönbohm,
Christian Schwarz-Schilling, Jochen Borchert und Christian Neuling Rotarier und
Hans-Peter Repnik Mitglied im LIONS-Club. Klaus
Landowsky wurde in dem obigen Artikel von dem ziemlich hoch eingeweihten
SPIEGEL mit einem Foto präsentiert, welches der katholische Theologe Johannes
Rothkranz nach Maßgabe seiner grundlegenden Abhandlung "Freimaurersignale
in der Presse" als für einen Logenbruder typisch bezeichnen würde, womit
natürlich nichts behauptet werden soll.
Die Bankgesellschaft Berlin
bescherte Mitarbeitern und Aktionären im vergangenen Jahr nur Verdruss: 2,5 Milliarden Euro fehlten dem
angeschlagenen Institut unterm Strich. Wenn das Land Berlin als Haupteigentümer
den Betrag nicht lockergemacht hätte, gäbe es die Bank heute nicht mehr. Jeder
vierte Angestellte verliert nun seinen Job, doch zum Schaden des Ex‑Vorstandschefs
Wolfgang Rupf, der das Desaster zu verantworten hat, sollte die Misere nicht
sein. Erst im November räumte er "freiwillig", so die offizielle
Version, seinen Posten, sein Gehalt von mehr als einer halben Million Euro
bekommt er noch vier Jahre weiterbezahlt. Nur arbeiten muss er dafür eben nicht
mehr. Auch seine luxuriöse Dienstvilla im Nobelviertel
Dahlem mit klimatisiertem Weinkeller, Swimmingpool, eigenem Park und 723
Quadratmeter Wohnfläche darf der Ex‑Banker weiter bewohnen. Allerdings
will er sie zum 31. März (2002) räumen, auch "freiwillig".
Ungemach droht Rupf nur von der Steuerbehörde: Rupf soll den "geldwerten
Vorteil" der für rund zehn Euro pro Quadratmeter von seinem Ex‑Arbeitgeber
gemieteten Edelbleibe versteuern. Rupf hatte die Villa ursprünglich für sich
selbst bauen lassen, dann war sie ihm zu teuer. Langfristig schlägt sie nun mit
rund fünf Millionen Euro Verlust in der Bilanz der Bankgesellschaft zu Buche.
Mit anderen Managern, die ebenfalls billig in bankeigenen Immobilien leben, hat
Rupf gegen den Steuerbescheid Einspruch eingelegt.
Quelle: DER SPIEGEL 1 / 2002 / 67
Anmerkung: Nach dem Verzeichnis 1988/89 ist ein Wolfgang Rupf (nomen est omen?)
Mitglied im Rotary-Club "Frankfurt Alte
Oper".