Rotarier
Wilhelm Cuno
Der ehemalige Reichskanzler Wilhelm Cuno – als Student
Korporierter im Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen
(CV) - gründete 1927 den ersten Rotary Club Deutschlands in Hamburg und war
dessen erster Vorsitzender. 1932 beteiligte er sich an der Gründung des
Keppler-Kreises, der die NSDAP in wirtschaftlichen Fragen beriet. Der
Chemieunternehmer Wilhelm Keppler (1882 – 1960) war schon 1927 der NSDAP
beigetreten. Auf Anregung Hitlers gründete er Mitte 1932 einen zwölfköpfigen
Beraterkreis aus Bankiers – beispielsweise der Freimaurer Hjalmar Schacht –
Großindustriellen und anderen Unternehmern, die Hitler den Zugang zu höchsten
Wirtschaftskreisen öffnen sollten. Auf Vermittlung des Keppler-Kreises kam am
4.1.1933 das Treffen Hitler-Papen beim Kölner Bankier von Schröder zustande,
das den Weg zur Machtergreifung ebnete. Der Kreis ging 1935 im „Freundeskreis
Himmler“ auf.
Quellen: Wikipedia und
Friedemann Bedürftig in „Lexikon Drittes Reich“, München 1997, S. 188
(...) Das Kabinett der
Mittelklasse unter Konstantin Fehrenbach trat am 4. Mai 1921 zurück und
ermöglichte es der Weimarer Koalition von Sozialisten, Demokraten und Zentrum,
das Amt zu übernehmen und am 5. Mai das Reparationsultimatum der Alliierten
entgegenzunehmen. Auf diese Art wurde das demokratische Regime in den Augen der
Deutschen weiter als ein Instrument der Schwäche, der Härten und der Scham
diskreditiert. Sobald diese Arbeit erledigt war, wurden die Sozialisten wieder
von der Volkspartei ersetzt und das Wirth-Kabinett wurde von einer reinen
Mittelklasseregierung unter Wilhelm Cuno, dem Generaldirektor der
Hamburg-Amerika Schifffahrtslinie, abgelöst. Es war diese Regierung, welche die
Hyperinflation von 1923 und den passiven Widerstand gegen die französischen
Truppen an der Ruhr betrieb. Die Inflation, die dem Quartett (Landadel
= Junker, Industrielle, Bürokratie und preußisches Offizierskorps) großen
Nutzen brachte, zerstörte die wirtschaftliche Stellung der Mittelklasse und der
unteren Mittelklasse und entfremdete sie auf Dauer von der Republik.
Die
Cuno-Regierung wurde durch einen Handel zwischen Stresemann (Freimaurer)
und den Sozialisten beendet. Der Erstere stellte sich im Namen der Volkspartei,
die bisher absolut antirepublikanisch gewesen war, auf den Boden der Republik;
die Sozialisten dagegen stimmten einem Kabinett unter Führung Stresemanns zu;
es kam eine breite Koalition für eine Erfüllungspolitik in Bezug auf den
Versailler Vertrag zustande. Das beendete die Zeit des Chaos (August 1923).
(...)
Quelle:
„Katastrophe und Hoffnung. Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit“ von
Carroll Quigley, in Auswahl übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Andreas
Bracher, Basel 2007, S. 274 f (Titel der amerikanischen Ausgabe: „Tragedy and
Hope“) – Hervorhebungen vom Bearbeiter
(...) Das Hin und Her in der
NS-Politik war beinahe komisch. Im Herbst 1930 brachten Strasser, Feder und
Frick im Reichstag für die NSDAP eine Gesetzesvorlage ein, die einen
Höchstzinssatz von vier Prozent, die entschädigungslose Enteignung der »Bank-
und Börsenmagnaten« sowie aller »Ostjuden« und die Verstaatlichung der
Großbanken forderte. Hitler war entsetzt: so etwas sei nicht allein
Bolschewismus, sondern auch finanzieller Selbstmord der Partei. Er befahl
sofort, den Gesetzentwurf zurückzuziehen. Daraufhin brachten die Kommunisten
eine ziemlich gleichlautende Vorlage ein. Hitler zwang die Fraktion der NSDAP,
dagegen zu stimmen.
Wer die »maßgebenden
Persönlichkeiten« der Wirtschaft waren, wissen wir aus Funks Vernehmung in
Nürnberg. Emil Kirdorf, der die Gewerkschaften haßte und die politischen Fonds
des Bergbaulichen Vereins und des Verbandes Eisen Nordwest - den
sogenannten »Ruhrschatz« - verwaltete, war von Hitler auf dem Parteitag im
Jahre 1929 gewonnen worden. Fritz Thyssen, Chef des Stahltrusts, der später
seine Torheit bereuen und ein Buch mit dem Titel Ich bezahlte Hitler schrieb,
hatte schon früher der Partei Geld gestiftet. Er war 1923 Hitler in München
begegnet und von seiner Bered samkeit hingerissen worden; über Ludendorff ließ
er dann der damals noch obskuren NSDAP 100.000 Goldmark - seine erste Stiftung
- zukommen. Zu Thyssen gesellte sich Albert Voegler von den Vereinigten
Stahlwerken. Es war also die Kohle- und Stahlindustrie, die mit ihren
Geldern Hitler zwischen 1930 und 1933 über die letzten Hürden hinweghalf.
Aber Funk nannte noch andere
Industriewerke und Konzerne, deren Direktoren nicht draußen vor der Tür stehen
wollten, wenn Hitler es schaffte. Es ist eine lange, wenn auch bei weitem nicht
vollständige Liste, denn Funks Gedächtnis hatte zur Zeit des Nürnberger
Prozesses schon stark nachgelassen. Die Liste umfaßte: Georg von Schnitzler
von den I. G. Farben, August Rosterg und August Diehn aus der Pottasche-Industrie
(Funk sprach von der »positiven Einstellung dieser Industrie zum Führer«), Cuno
von der Hamburg-Amerika-Linie, die mitteldeutsche
Braunkohlenindustrie, die Gummiwerke Continental, den Kölner Bankier
Baron von Schroeder, der in dem Endmanöver, das Hitler an die Macht brachte,
eine Schlüsselrolle spielte, mehrere führende Banken, wie die Deutsche Bank,
die Commerzbank, die Dresdner Bank, die Deutsche Kreditgesellschaft,
und den größten deutschen Versicherungskonzern, die Allianz. (...)
Quelle: „Aufstieg und Fall
des Dritten Reiches“ von William L. Shirer, S. 138 f – Hervorhebungen vom
Bearbeiter
Anmerkung: Es darf nicht in
Vergessenheit geraten, daß die entscheidenden Mittel zur Machterlangung Hitlers
und der NSDAP – es handelte sich um dreistellige Millionen Reichsmarkbeträge –
nicht aus Deutschland, sondern von der amerikanischen Ostküste und aus Groß
Britannien kamen (vgl. die PDF-Datei „Hitlers Auslandsfinanzierung“ auf dieser
Weltnetzseite). Da schweigen sich die meisten britischen und amerikanischen
Autoren natürlich lieber schamvoll aus.