Vertreibung
In Erinnerung an meinen im Jahre 2005 verstorbenen Freund, den aus Danzig
Heimatvertriebenen Hauptschullehrer a.D. Gerhard Willers, folgen in seinem
Sinne Stimmen seiner Leidensgenossen in Leserbriefen an die JUNGE FREIHEIT
"So dumm wie ein Deutscher"
Ein großer Dank gebührt den
Redakteuren der JUNGEN FREIHEIT für die mehreren Seiten zum Thema der
Vertreibung der Ostdeutschen aus einem Drittel unseres deutschen Landes. Diese
Beiträge trösten über das Schweigen zum "Tag der Heimat" in anderen
Zeitungen, zum Beispiel der größten Zeitungen des Ruhrgebiets, der WAZ und der Ruhr Nachrichten, hinweg. Sie halten es nicht einmal für nötig, die
jeweiligen Termine und Orte des Gedenktages bekanntzugeben, geschweige denn ‑
wie im vergangenen Jahr geschehen ‑
einen Artikel diesbezüglich selbst zu schreiben oder anzunehmen.
Die Heimatvertriebenen sind
nicht nur "Opfer zweiter Klasse", wie Herr Pawelka sagt, sie sind
vielmehr lästige Störenfriede in einer geschichtslosen Gesellschaft, die die
polnischen Beschimpfungen widerspruchslos hinnimmt und sich diesen sogar beugt. Somit hat, leider, die in Polen übliche
Redensart "Du bist so dumm wie ein Deutscher" ihre Berechtigung.
Armes Deutschland!"
BARBARA
BERGER, DORTMUND
Sind wir schon so ehrlos?
Wenn der polnische
Regierungschef die polnischen Vertriebenen abgeschrieben hat, so ist das seine
Sache, und er muß das vor dem polnischen Volk vertreten. Wir aber lassen uns
von ihm nicht bevormunden, wie wir unserer über zwölf Millionen Vertriebenen
und der bei der Flucht Ermordeten gedenken. Es kann doch nicht sein, daß die
Massenmörder unserer Vertriebenen, meist Frauen und Kinder, mit Denkmälern
geehrt werden und unsere Toten verschwiegen werden sollen. Oder sind wir schon
so ehrlos, daß wir uns nicht mehr trauen, unsere eigenen Interessen zu
vertreten, und nur noch das machen, was uns das Ausland vorschreibt, auch wenn
wir dabei untergehen?
JÜRGEN
SCHULZ, BUCHHOLZ
Mentalität ständiger Reue
Manche Politiker fühlen sich
beunruhigt über Pläne, in Berlin ein Denkmal für die deutschen Opfer von Flucht
und Vertreibung zu errichten. Es ist das gute Recht jedes Volkes, seiner Opfer
in der Art zu gedenken, die es selbst für richtig hält. Deutschland hält sich
daher mit seiner Ansicht bei Denkmälern in fremden Staaten zurück.
Warum
aber gibt es Politiker, die protestieren, wenn Deutsche deutscher Opfer in
Berlin gedenken wollen? Die Antwort liegt in der seit Jahrzehnten praktizierten
Politik, die von einer deutschen Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg (zumindest
in Europa) ausgeht. Das herrschende Geschichtsbild weist Deutschland die Rolle
des Täters, den früheren Kriegsgegnern die Rolle der Opfer zu.
Dadurch ist in Deutschland
eine Mentalität ständiger Reue entstanden, besonders in Polen jedoch das Gefühl
immer nur Opfer deutschen Machtmißbrauchs gewesen zu sein. Dabei ist man
polnischerseits anscheinend blind geworden für die eigene aggressive Politik
nach dem Ersten Weltkrieg, für eigenes Versagen und eigene Untaten. Erst wenn
Polen und andere Völker sich so zu ihrer Schuld und ihrem Versagen bekennen
würden wie Deutschland, das dieses in einer in der neueren Geschichte bisher
einmaligen Weise getan hat, entstände wirklicher Friede und Denkmäler für Opfer
wären kein Problem mehr.
DR.
KARLHEINZ SIMON
Lob für Bund der Vertriebenen
Sollte man den Bund der
Vertriebenen (BdV) nicht mehr für seinen Plan zum Zentrum gegen Vertreibungen
loben, daß er mit der Ausstellung in Berlin nicht nur mit Beispielen der
Verbrechen an Deutschen darstellt? Es ist eine Weltgefahr, wenn das polnische,
tschechische oder israelische Muster (vertreiben, besetzen, "alles ist
unser") weiter zu neuen Verletzungen des Völkerrechtes anstiftet.
GEORG K. SCHMELZLE,
NORDEN/OSTFRIESLAND
Quelle: JUNGE FREIHEIT 15. September 2006