Detlef Winter                                                                     Lübeck, den 29.11.2004

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Lübecker Nachrichten

Redaktion

z. Hd. Herrn Uli Exner

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23552 Lübeck

 

Christian Bogner

 

Sehr geehrter Herr Exner,

 

in den Lübecker Nachrichten - Ausgabe vom 20. November - schrieben Sie auf Seite 2 über den Fall Bogner, der nach seinem Ausbruch aus der Justizvollzugsanstalt Lübeck-Lauerhof mutmaßlich (erneut) einen Mord beging, um eine neue Identität anzunehmen:

 

"Umstände und Folgen der abenteuerlichen Flucht Bogners lassen erhebliche Zweifel an der Qualität der dritten Gewalt in diesem Bundesland aufkommen."

 

Wie wahr, nur, warum benötigen die Lübecker Nachrichten Jahrzehnte, um dies zu erkennen. Seit den 1980er Jahren habe ich immer wieder - auch in diversen Leserbriefen an die LN - auf den erbärmlichen Zustand der lübschen und schleswig-holsteinischen Justiz hingewiesen und zwar mit der Konsequenz, daß man mich als alten Sozialdemokraten unter einer sozialdemokratischen Landesregierung fertiggemacht und zur Aufgabe meines Anwaltsberufes gezwungen hat. Falls Sie Einzelheiten interessieren, empfehle ich Ihnen zur Lektüre "Die Rechtsbeugermafia", die Sie in der zweiten, erweiterten Auflage im Internet unter der oben genannten Web-Adresse finden. Die hiesige abgrundtief verkommene Justiz läßt jedoch nicht locker. Wir hatten danach bereits zwei Hausdurchsuchungen mit nachfolgenden Verfahrenseinstellungen (kein Tatverdacht) und nun hat man sogar meinen minderjährigen Sohn wegen eines offenkundig konstruierten Deliktes angeklagt!!!

 

Trotz Ihrer oben zitierten mutigen - wenn auch sehr späten - Feststellung über die Qualität der schleswig-holsteinischen Justiz, ist massive Kritik an der Berichterstattung über den Fall Bogner angebracht. Während fortgesetzt die absolut untragbare Ministerpräsidentin in den Himmel gehoben wird, so daß man sich fragt, ob dies immer noch mit der mehrfachen Strafvereitelung zu Gunsten des ehemaligen LN-Geschäftsführers Dr. Günter Semmerow zusammenhängen mag, versuchen Sie - teilweise auch nur unterschwellig - unserer ehrenwerten Justizministerin "einen Bonbon nach dem anderen ans Hemd zu kleben". Immerhin dreimal haben die LN dem ebenfalls absolut untragbaren Leitenden Oberstaatsanwalt Heinrich Wille (SPD) Gelegenheit gegeben, seine Ministerin wegen der geschlossenen Heime im Großformat "anzupinkeln". Und nun hat man auch noch versucht, dem Justizministerium eine Schuld oder Mitschuld an dem Bogner-Desaster zuzuschieben. Dem Mindener Tageblatt vom 1.11.2004 habe ich entnommen, daß Christian Bogener in Lübeck bisher achtmal (!!!) die Flucht geglückt ist. Deshalb kommt es absolut nicht darauf an, ob der Leitende Oberstaatsanwalt aus Bückeburg Bogner zu den zehn gefährlichsten Verbrechern der Republik zählt und wer diese Einschätzung in Kiel oder Lübeck gekannt hat oder nicht. Wer zu über 12 Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wurde und wer schon sieben Mal erfolgreich aus der JVA Lauerhof ausgebüchst ist, benötigt "eine zentnerschwere Eisenkugel an den Fuß" und wenn er trotzdem erneut flüchten kann, weil er sich in der Schlosserei in aller Seelenruhe die Gerätschaften basteln konnte, um dann mit dem bereitstehenden Gabelstapler die fünfeinhalb Meter Gefängnismauer zu überwinden, dann ist es einzig und allein Schuld und Verantwortlichkeit der JVA und der beteiligten Lübecker Justizbehörden und nicht des Ministeriums.

 

Die Lübecker Nachrichten sind also wieder einmal einer ziemlich üblen Manipulation überführt worden.

 

 

Hochachtungsvoll