Hackepeter-Mensur
Wir
stehen hier im Vereine
in
diesem Lederflaus;
wie
die abgestochenen Schweine
sehn
wir aus.
Wir
fechten die Kreuz und die Quere
mit
Schlag und Hieb und Stoß;
wir
schlachten uns um die Ehre -!
Auf
die Mensur!
Los!
Der
deutsche Geist? Hier steht er.
Wie
unsere Tiefquart sitzt!
Wir
machen Hackepeter,
daß
die rote Suppe spritzt.
Wir
sind die Blüte der Arier
und
verachten kühl und grandios
die
verrohten Proletarier -
Auf
die Mensur!
Gebunden!
Los!
Wir
sitzen in zwanzig Jahren
mit
zerhacktem Angesicht
in
Würde und Talaren
über
euch zu Gericht.
Dann
werden wirs euch zeigen
in
Sprechstunden und Büros ...
ihr
habt euch zu ducken, zu schweigen
Auf
die Mensur!
Gebunden!
Fertig!
Los!
Wie
lange, Männer und Frauen,
seht
ihr euch das mit an ‑?
Wenn
sie sich heut selber verhauen:
Euch
fallen sie morgen an!
Ihr
seid das Volk und die Masse
von
der Etsch bis an den Rhein:
soll das die herrschende Klasse,
sollen
das unsere Führer sein ‑?
Fertig!
Los! Los!
Kurt Tucholsky (1929)
Anmerkung: Kürzlich unterhielt ich mich mit einem fast im Rentenalter
stehenden Journalisten mit weltweiten beruflichen Erfahrungen. Wir unterhielten
uns über Hintergrundverbindungen und waren übereinstimmend der Überzeugung, daß
viele Mitglieder studentischer Korporationen (Burschenschaften, Landsmannschaften
und Korps) - insbesondere der "schlagenden" - häufig noch schlimmer
und gesetzloser sind als die Brüder aus Logen und Clubs. Der Verfasser der
"Rechtsbeugermafia" kann davon ein Lied singen und es schreit
geradezu nach Veröffentlichung, was sich Werner K., Hermann St., Henry L.,
Baldur K., Heinz D. und andere Typen aus diesen pseudoelitären Verbindungen
geleistet haben.