Fratze der Verkommenheit

 

In Himmighausen (Kreis Höxter) ist ein kleiner Buchverlag ansässig, auf den aufmerksam zu machen Ziel dieser Lobrede ist. Der Prometheus-Verlag beschrieben von Karl-Helmut Fehn, hat im Januar sein zweites Buch "Glücklicher Rechtsstaat" herausgegeben, eine 400 Seiten umfassende Dokumentation über "die ungestörte Arbeitsweise der Politik- und Justizmafia in Deutschlands Provinz".

Dreieinhalb Jahre Recherche hat der 51 jährige Chemiker Karl Helmut Fehn in sein Unsittengemälde ostwestfälischer Gerichte gesteckt: Herausgekommen ist auf 404 Seiten eine polemische Aneinanderreihung von 18 Fällen, in denen politischer Filz, ideologisch geleitete (Un-) Rechtsprechung und korrupter Lobbyismus der vielgelobten FDGO (Freiheitlich demokratische Grundordnung) das verdiente Armutszeugnis ausstellen.

Fehn in seinem Vorwort: "Ich habe jahrelang Akten gesichtet und recherchiert.( ... ) Für mich stehen sie fest, die kriminellen Vergehen in Justiz, Bürokratie und Politik, die diese Zeiten so abstoßend machen. Für mich sind die Figuren dieses Buches, deren Skrupellosigkeit die Geschichten schrieb, durchaus represäntativ für diesen Staat."

Fehn nennt sie beim Namen: die CDU-Fritzen, die Honorarprofessoren, die Doktoren, die Rotary-Club-Mitglieder, die Unternehmer, vor allem aber die Richter und Staatsanwälte, ohne deren offensichtlich billigende und unterstützende Rechtsprechung jede dieser Personen längst hinter Gittern säße. Die Namen sind nur Stellvertreter, Platzhalter für die deutsche "Justiznormalität", erklärt Fehn im Interview: "Es kommt nicht darauf an, was vor Gericht kommt, sondern wer vor Gericht kommt. Da leisten Leute Meineide und fälschen Urkunden, sind aber im Lions- oder Rotary-Club und damit chronisch unschuldig."

Wohlgemerkt. Fehn bezieht Stellung, er erhebt nicht den Anspruch der dokumentarischen Auflistung der Fälle. Er kommentiert, verkleidet, stilisiert, polemisiert, schimpft, klagt an: "Ich habe versucht, fair zu schreiben. Doch ich habe auch versucht, die Fratze der Verkommenheit zu beschreiben. Ob diese Fratze aber genau so ist, wie ich sie sehe, ich weiß es nicht." Doch Menschen, die - ob indirekt oder direkt - schon einmal zwischen die Mühlen von Justiz, Macht, Politik und Staat gelangt sind, wissen es: Die Justiz ist so und keinen Deut besser.

Quelle: "Paderborner Alternative Zeitung" 1992

Buchbesprechung "Glücklicher Rechtsstaat" von Dr. Karl-Helmut Fehn (Hervorhebungen vom Bearbeiter)